Kürzlich war ich bei der jährlichen Vorsorge bei meiner Frauenärztin – wir unterhielten uns darüber, was an Kassenleistungen alles gestrichen ist, mittlerweile. Das hat mich zu diesem Beitrag inspiriert.
Nicht-Monogame Beziehungen
Wir schreiben das Jahr 2024 und Beziehungsmodelle, bei der mehrere Partner mit anderen Partnern regelmäßig miteinander Sex haben, sind durchaus gesellschaftlich anerkannt oder zumindest bekannt. Von Polyamorie, Beziehungsanarchie, egalitärer Polyamorie, Triaden, offenen Ehen und so weiter hat man mitunter etwas gehört. Da sollte man doch meinen, dass ein- oder zweimal pro Jahr ein Test auf alle sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) kostenlos mit drin ist bzw. über die Leistung der gesetzlichen Krankenkasse abgedeckt wird. Dem ist leider nicht so und nur meine persönliche Meinung – so bleibt es vorläufig Wunschdenken.
Sexuell übertragbare Krankheiten sind immer noch teilweise tödlich & nicht heilbar
Über sexuell übertragbare Krankheiten zu sprechen, mag unsexy sein. Aber auch wenn du in einer hetero monogamen Beziehung lebst, ist das Thema trotzdem relevant.
HIV / AIDS gibt es nach wie vor – ebenso wie Hepatitis und den Gebärmutterhalskrebsvirus HPV. Bei letztgenanntem kann der Mann völlig symptomfrei Überträger sein und seine Partnerin unwissentlich anstecken. HPV ist deshalb so gemein, weil es im schlimmsten Fall zu Krebs und eben in dem Zusammenhang zur Unfruchtbarkeit führen kann. Das ist besonders für Menschen mit Kinderwunsch tragisch.
Chlamydien, die als Schmierinfektion auch in Sauna, Schwimm- oder Dampfbad übertragbar sind, sind eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Auch Chlamydien können unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen. Über all die anderen Krankheiten wie Tripper, Syphilis, Herpes etc. lass dich bitte von deinem Frauenarzt oder Urologen aufklären und beraten oder lies in relevanter Fachliteratur nach. Ich möchte in diesem Beitrag für das Thema, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, insgesamt sensibilisieren ohne die umfangreiche Fachliteratur zu kopieren. Ich will auch nicht den Anschein erwecken, hier eine medizinische Beratung zu erteilen.
Keine Diskussion
Ich möchte zugleich insbesondere Frauen darin bestärken, auf ein Kondom zu bestehen, wenn sie sich damit sicherer fühlen. Du musst nicht bei einem „aber mit Gummi spür ich doch nichts“ deines männlichen Gegenübers einknicken. Das heimliche Abziehen des Kondoms ist übrigens nach § 177 StGB eine Straftat und stellt einen sexuellen Übergriff dar.
https://www.brak.de/newsroom/news/bgh-zu-stealthing-verurteilung-wegen-vergewaltigung-moeglich/
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__177.html
Wenn ein Partner dein Bedürfnis nach Gesundheit nicht respektiert, hat er es auch nicht verdient, dass du deine Zeit mit ihm verbringst ganz zu schweigen vom Sex – meiner Meinung nach.
Safer Sex ist ganz einfach:
Kondome, Lecktücher für den Oralverkehr bei ihr und Einmalhandschuhe aus Vinyl oder Latex im 100er Pack für Fingerspiele oder Fisting gibt es in Drogeriemärkten wie z.B. Müller, Rossmann oder DM für unter € 5,-. Um Safer Sex praktizieren zu können, gibt es meiner Meinung nach genug Möglichkeiten.
Regelmäßige STI-Test sind bei polyamoren Beziehungskonstrukten sinnvoll. Ob es alle 3 Monate oder zweimal im Jahr ist, hängt davon ab, womit sich alle Beteiligten wohlfühlen. Sicherlich kann man es davon abhängig machen, welche Gewohnheiten man hat. Gibt es beispielsweise einen Partner, der häufig One-Night-Stands hat, also fremde Partner trifft, oder gibt es eine „Kerngruppe“ innerhalb derer häufiger gewechselt wird. Triffst du mit einem deiner Partner eine sogenannte fluid bonding-Vereinbarung (das kann in etwa so übersetzt werden: du und dein Partner tauschst Körperflüssigkeiten ungeschützt miteinander aus ABER mit allen anderen Sexpartnern wird safer sex praktiziert). Miteinander reden hilft, hier eine Lösung zu finden.
Wo macht man nun aber dieses STI-Tests?
Entweder lässt man sich ein Test-Kit nach Hause schicken: diskret, anonym und zuverlässig
Test Kits sind beispielsweise bei
https://www.homediq.com/de/produkt-kategorie/sexuelle-gesundheitstests/
oder
https://samhealth.de/de/%C3%BCber-std-tests/wie-sicher-sind-std-heimtests erhältlich
Es gibt durchaus sexpositive Ärzte und Anlaufstellen, wo beispielsweise Sexworker oder schwule Männer mitunter kostenfreie STI Tests machen lassen können. Hier einige Empfehlungen:
https://queermed-deutschland.de/
https://schwerpunktpraxis-berlin-mitte.de/sti
https://service.berlin.de/dienstleistung/325457/
https://checkpoint-bln.de/ kostenfreie STI-Tests
https://www.opp38.de/ kostenfreie STI-Test und sexpositive Arztpraxis
An anderer Stelle wurde ebenfalls versucht, eine Übersicht von Fachkräften (Therapeuten, Ärzte etc.) zu schaffen, die der Szene offen gegenüberstehen:
https://www.smart-ev.de/projekte/kink-friendly-professionals/kfp-fachkraefte/index.html
Kommunikation ist der Schlüssel
Welches Arrangement auch immer du für dich und deine PartnerInnen passend ist, es tut gut darüber zu reden und auch bestehende Vereinbarungen von Zeit zu Zeit zu hinterfragen, ob sie noch für alle Beteiligten stimmig sind.
Keine Scheu – nur Mut: ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, Ängste Sorgen und Unsicherheiten in Bezug auf Sex anzusprechen, bringt einen unbezahlbaren Gewinn mit sich. Sei es, dass deine Partnerschaft an emotionaler Tiefe gewinnt, ein stärkeres Vertrauen dir selbst oder deinem Partner gegenüber, Klarheit, Sicherheit etc.
Weiterführende Angebote
Als Systemischer Coach biete ich Beziehungs- oder Paarcoaching bzw. Paar / Sexualtherapie an. Ob du im Einzelsetting, als Paar oder zusammen mit deiner Kerngruppe einen Termin buchst, die Thematik ist komplex - zu komplex um in einem einzigen Blog-Beitrag alles abzubilden.
- Sexuelle Traumata / Übergriffe / Missbrauch
- Kinderwunsch, Abtreibung, Fehlgeburten, Säuglingstod, plötzlicher Kindstod
- Scheidentrockenheit, Erektionsstörungen, Unfähigkeit einen Orgasmus zu bekommen, sei es Stressbedingt oder dass hormonelle oder organische Ursachen vorliegen
- Safer Sex Praktiken und sexuelle Gesundheit
- Beziehungsmodelle
- Umgang mit Eifersucht bei monogamen sowie nicht-monogamen Beziehungsmodellen: was steckt dahinter? Worauf will mich Eifersucht aufmerksam machen?
- Welche Rolle spielen Verbindlichkeit, Vertrauen, Vereinbarungen, Einvernehmen in Beziehungen?
Es gibt unzählige Faktoren, die das Liebes- und Beziehungsleben beeinflussen können. Individuell und auf dich oder euch abgestimmt, besprechen wir Ansätze oder Möglichkeiten, wie Vergnügen sicher ausgelebt werden kann. In diesem Sinne: make love not war, have fun, sharing is caring 😊